Die seltsamen Lehren des Doktor Carrel
Wie ein katholischer Arzt aus Frankreich zum Vordenker der radikalen Islamisten wurde
Von Rudolf Walther
31. Juli 2003 Quelle: (c) DIE ZEIT 31.07.2003 Nr.32
AUS DER ZEIT NR. 32/2003
Die seltsamen Lehren des Doktor Carrel
Der französische Arzt Alexis Carrel erhielt 1912 den Nobelpreis.
Doch wichtiger noch als seine medizinischen Forschungen wurde die elitäre Lebensphilosophie des konservativen Katholiken Carrel – vor allem für Sajjid Qutb.
Der ägyptische Schullehrer und Schriftsteller, der einen mehrbändigen Kommentar des Koran verfasste und 1966 vom Nasser-Regime ermordet wurde, gilt Vielen heute als geistiger Vater der al-Qaida-Krieger und Inbild des islamischen Fanatikers.
Carrel und Qutb – ein extremer Fall, der wieder einmal zeigt, was schon Goethe wusste: “Orient und Occident sind nicht mehr zu trennen.” Weder im Guten noch im Schlechten
Die Biografien der beiden Männer könnten unterschiedlicher nicht sein – der eine stammt aus einem ägyptischen Dorf und endet als Aufrührer am Galgen, der andere, ein Franzose, macht Karriere in den USA und erhält 1912 den Nobelpreis für Medizin. Begegnet sind sie sich nie, der Schulinspektor und Literaturkritiker Sajjid Qutb, der Vielen als Vater des radikalen Islamismus gilt, und der streng katholische Arzt Alexis Carrel – und doch verbindet beide ein geistiger Weg, der in die Schrecken der Gegenwart mündet.
Qutb (sprich: Kutub) wurde 1906 im mittelägyptischen Dorf Muscha geboren, studierte in Kairo und trat 1933 für 15 Jahre als Schulinspektor in den Dienst des Bildungsministeriums. Nebenher arbeitete er als Journalist und Literaturkritiker. Von 1948 an verbrachte er drei Jahre in den USA, entdeckte für sich den Islam und sagte nach seiner Rückkehr: “Ich wurde 1951 geboren.” Er schloss sich den 1928 von Hassan al-Banna gegründeten Muslimbrüdern (al-Ihwan al-Muslimin) an und stieg schnell zu deren Propagandachef auf.
Die Muslimbrüder verstanden sich nicht als politische Partei, sondern als religiöse und karitative Organisation. Am 23. Juni 1952 stürzten Oberst Gschamal Abdel Nasser und das “Komitee der freien Offiziere” das korrupte Regime König Faruks. Zunächst verbündeten sich die Muslimbrüder mit den Freien Offizieren, aber nachdem Nasser bereits im Januar 1953 alle Parteien verboten und eine Staatspartei gegründet hatte, wurden die Brüder gnadenlos verfolgt (obwohl ein Drittel der Offiziere selbst zu ihnen gehörte). Im Dezember 1954 ließ Nasser sieben Muslimbrüder hängen, Qutb wurde ein halbes Jahr später zu 25 Jahren Zwangsarbeit verurteilt. Bis auf wenige Monate, in denen er provisorisch frei gelassen wurde, verbrachte er sein restliches Leben im Gefängnis. Am 29. August 1966 starb er, gefoltert, nach kurzer Gerichtsfarce, am Galgen.
Der 1873 bei Lyon geborene Alexis Carrel dagegen verschied ganz friedlich und wohlversorgt mit den heiligen Sakramenten am 5. November 1944 in seinem Bett in Paris. Er war, nach Schuljahren bei den Jesuiten und dem Studium der Medizin in Lyon, im Begriff, eine glänzende Karriere anzutreten, als er nach einem Besuch in Lourdes im Mai 1902 die wundersame Heilung eines todkranken Mädchens öffentlich verteidigte. Das Wunder hatte Carrel bekehrt: “Mein größter Wunsch und das höchste Ziel meiner Bemühungen ist es, zu glauben, tief und blind zu glauben und niemals mehr weder zu diskutieren noch zu kritisieren.”
1902 war auch ein Schlüsseljahr der neueren französischen Geschichte – der Beginn der Amtszeit des radikaldemokratischen Ministerpräsidenten Émile Combes (ZEIT Nr. 51/02). Zu einem seiner Ziele hatte er es sich gemacht, Kirche und Staat rechtlich völlig voneinander zu trennen. Seine Gegner stilisierten ihn bald zum Antichristen in Person. So musste Carrel in der aufgeheizten Stimmung um die Dreyfus-Affäre und den erbitterten Streit zwischen katholischer Kirche und Staat, Klerikalen und Laizisten mit seiner Verteidigung einer Wunderheilung beträchtliches Aufsehen erregen. Seine reellen Chancen, Chef der staatlichen chirurgischen Klinik in Lyon zu werden, zerschlugen sich über Nacht.
Carrel ging nach Kanada, von dort über Chicago nach New York, wo er im Rockefeller Institute for Medical Research forschte. Für seine bahnbrechenden Arbeiten auf dem Gebiet der Gefäßchirurgie erhielt er 1912 den Nobelpreis. Bei Kriegsbeginn kehrte er nach Frankreich zurück und beteiligte sich an der Entwicklung neuer Methoden zur Wundbehandlung, um Infektionen und Amputationen zu verhindern.
Wieder in den USA, schrieb er das lebensphilosophische Buch Der Mensch. Das unbekannte Wesen, das 1935 erschien und, in 19 Sprachen übersetzt, mit einer Gesamtauflage von einer Million Exemplaren zu einem Weltbestseller werden sollte. Im letzten Kapitel dieses Werkes geht es um “die Wiederherstellung des Menschen”, bei der “die freiwillige Eugenik” eine entscheidende Rolle spielt. Denn mit ihr lasse sich “die Vermehrung der Geisteskranken und Schwachsinnigen” unterbinden, eine Aufgabe, deren Lösung über “das Geschick der weißen Völker” entscheide. Es wundert daher nicht, dass Carrel im Vorwort zur US-Ausgabe 1939 “den Glauben” der deutschen und italienischen Jugend lobt, die wieder bereit sei, “sich für ein Ideal zu opfern”.
Die seltsamen Lehren des Doktor Carrel
Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs kehrte er erneut in die Heimat zurück; im Vichy-Frankreich machte ihn Marschall Pétain 1941 zum Chef der (mit 40 Millionen Franc und 150 Mitarbeitern ausgestatteten) Stiftung für das Studium der Probleme des Menschen. In der Vision des streng asketisch lebenden Mediziners bildete das Forschungsinstitut ein “wissenschaftliches Kloster”, in dem “die wissenschaftliche Basis des mystischen Lebens” studiert und der “Gegensatz von Wissenschaft und Religion” überwunden werden sollten. Für Carrel gehörten Kapitalismus, Faschismus, Sozialismus und Kommunismus gleichermaßen in die “Zeit des Obskurantismus”. Die Demokratie wollte er durch eine “Biokratie” ersetzen, welche die physischen, intellektuellen und spirituellen Fähigkeiten des Menschen –”den Menschen in seiner Totalität” – wiederherstellen sollte.
Carrel war längst tot, als Qutb, während der fünfziger Jahre, im ägyptischen Gefängnis saß und seinen umfangreichen Koran-Kommentar verfasste, am Ende waren es 4016 Seiten. Wichtiger jedoch als das monumentale Werk Im Schatten des Korans selbst wurde ein Kondensat daraus, das 1964 unter dem Titel Wegzeichen erschien und nach Qutbs Tod etliche Neuauflagen erlebte. Das Buch lässt viele Lesarten zu, fromme Muslime können sich ebenso darauf beziehen wie religiöse Terroristen. Die Wegzeichen sind ein radikal-theologischer Traktat, politisch leicht zu instrumentalisieren.
Wie Carrel in seinen Schriften, so stellt auch Qutb der Moderne eine schwarze Diagnose: “Die Menschheit steht in unseren Tagen am Rande des Abgrundes”, und zwar nicht wegen drohender atomarer, ökologischer oder sozialer Katastrophen, sondern “weil sie ihre Werte verloren hat”. Die Welt befindet sich für Qutb im Zustand der “Barbarei” (jahilijja), zurückgefallen in jene Zeit, bevor Gott den Menschen den Islam und die Utopie der “muslimischen Gemeinschaft” offenbarte. Qutb steht in einer langen Tradition radikaler islamischer Herrschaftskritik, die de facto anarchistische Konsequenzen hat. Denn “barbarisch” ist jede Gesellschaft, in der jemand anderes regiert als Gott und sein “Gesetz” (scharia). Scheich Sibiki von der Kairoer Universität al- Azhar rügte denn auch 1967 Qutbs “aufrührerischen Stil” und verurteilte seine Thesen als Häresie.
Doch Qutb versteht den Islam gar nicht als theologische Lehre, sondern als ein buchstäblich alles umfassendes Universum – als “Gesetz und soziale Ordnung” –, das bis ins letzte Detail von der absoluten “Souveränität” (hakimijja) Gottes beherrscht wird. In diesem utopischen Universum wird das irdische Leben ein göttliches. Im Gegensatz zum neueren Christentum, das Qutb in einer “schädlichen Schizophrenie” befangen sieht, weil es Glauben und Wissen, Kirche und Politik, Priester und Laien trennt, bleibt für ihn der Koran absolute Offenbarung, die jede Trennung von “kaltem Wissen” und Handeln überwunden habe und “lebendige Antworten auf eine reale Situation” bereithalte: “ein System für das alltägliche menschliche Leben in allen seinen Aspekten”.
Für Carrel widerspricht die westliche Zivilisation der menschlichen Natur
Die Wegzeichen handeln davon, wie die “muslimische Gemeinschaft” wiederherzustellen ist. Diese bestand für Qutb nur in der kurzen Zeit, als der Prophet und die ersten vier Kalifen von 622 bis 661 in Medina “die höchste und reinste Gemeinschaft” anführten, die allein von einer “allumfassenden, gegenseitigen Liebe” bestimmt wurde. Sie brauchten “nur selten auf Strafen und Gesetze, die Gott diktierte, zurückzugreifen”. Denn “die Kontrolle des Handelns kam von innen, aus dem Gewissen. Man wollte nur Gott gefallen und dafür dessen Belohnung erhalten.” Der Weg zu diesem Ziel führt laut Qutb einzig über eine Rückkehr zum ursprünglichen Glauben. Die zu errichtende Gemeinschaft ist kein Volk, keine Nation und kein Staat, sondern bildet ein tendenziell universales Ganzes und eine unauflösliche Einheit von Regierenden und Regierten, die nach dem “göttlichen Gesetz” in Harmonie zusammenleben und zusammenarbeiten und “Gehorsam” nur Gott schulden.
Zunächst treten nur wenige diesen Weg an – “die Avantgarde” (jama) oder die “islamische Bewegung” (haraket al-islamijja), wie Qutb sie nennt. Aber er zeigt sich überzeugt, dass deren “Predigen und Reden” schnell Früchte zeitigen werden: “Aus drei werden zehn, aus zehn hundert, aus hundert tausend … und so entsteht und festigt sich die muslimische Gemeinschaft.”
Die seltsamen Lehren des Doktor Carrel
Es sind “Avantgarden der islamischen Wiederauferstehung”, auf die Qutb vertraut und für deren Tätigkeit er den vielfältigen Begriff “Kampf” (dschihad) verwendet. Ein Wort, das alles Mögliche umschließt: vom inneren Kampf gegen Begierden und Ehrgeiz über den Kampf gegen soziale Ungerechtigkeit und nationale Interessen bis zum Aufstand gegen “die Usurpatoren der Macht” – schillernde Passagen, die sich die Islamisten später als Legitimation für ihren Terror zurechtlegen sollten. Dagegen setzte Qutb (“wir sind Prediger und keine Richter”) auf einen Islam, den er als “ehrfürchtige emanzipatorische Kraft” verstand. Für ihn ist der “Kampf”, der nicht zu den fünf Pfeilern des Islams (Glaubensbekenntnis, Gebet, Fasten, Almosenspenden, Pilgerfahrt) gehört, “ein Akt höchster Andacht” und Teil des geistigen Erziehungsplans. Schießübungen sind darin allerdings nicht vorgesehen: “Glaube” (aqidah) und “islamische Bewegung”, angeführt von der “Avantgarde”, kämpfen für “Gott und Gott allein” (Qutb) und nicht für ein Volk oder einen Staat – und schon gar nicht mit Terror.
Die äußerlichen Gemeinsamkeiten zwischen Carrel und Qutb liegen auf der Hand: Die Elite im “wissenschaftlichen Kloster” des Mediziners trifft man bei Qutb als “Avantgarde” wieder, und die “biologischen Klassen” Carrels sind bei Qutb “Glaubensklassen”. Ob “westliche Zivilisation” (Carrel) oder “Barbarei” (Qutb) – beide sind “uns nicht angemessen”, weil sie “unserer wahren Natur” (Carrel) oder Qutbs “guter, gesunder Natur” widersprechen. In dem Ziel, Wissen und Glauben zu versöhnen, sind sich beide ohnehin völlig einig.
Keinen Autor zitiert Qutb so häufig wie Carrel
Die entscheidenden Affinitäten liegen jedoch tiefer. Keinen Autor, den Koran ausgenommen, zitiert Qutb so oft und so ausführlich wie Carrel. Was Qutb an Carrel fasziniert hat und was er von ihm in seine Studien übernimmt und für seine Zwecke anpasst, ist, wie der in den USA lehrende Islamwissenschaftler Ibrahim M. Abu-Rabi 1996 in seinem Buch Intellectual Origins of Islamic Resurgence feststellte, erstens dessen Menschenbild, “auf das er mehr vertraut als auf den Koran”. Und zweitens folgt Qutb Carrels Methode. Der fromme Arzt beklagt, dass “der Mensch, dieses Ganze”, dieses einzigartige, komplexe Wesen, in der gesellschaftlichen Realität wie in der Wissenschaft aufgespalten und zerrissen werde. Alles zerfalle der modernen Wissenschaft von Darwin bis Freud in Geist und Materie. Und die ausschließliche Konzentration auf die materielle Natur des Menschen bewirke, dass dessen spirituelle Seite unterdrückt bleibe.
Ihre ursprüngliche Einheit und Harmonie können die Menschen Carrel zufolge nur finden, wenn sie bereit sind, “die Welt nach den Gesetzen des Lebens” und des Evangeliums “neu zu schaffen”. Die Paradoxie, dass die Menschen “Diener Gottes” und zugleich frei sind, löst sich für Carrel auf, weil die menschliche Natur, die als oberster Maßstab dient, immer auch als gottgegeben gedacht wird. Um zur “totalen Realität” vorzudringen, müssen “die philosophischen Systeme aufgegeben” und durch “wissenschaftliche Konzepte” – Carrel meint damit biologisch und theologisch gestützte Theorien – ersetzt werden. Über “das universelle Wissen”, solche zu entwerfen, verfügen nach Carrel nur “kleine Gruppen von Menschen”: die Avantgarde, die Elite.
Was Qutb “die islamische Methode” nennt, die Integration von Erziehung, Ethik, Ökonomie und Politik zu einem ganzheitlichen System “göttlicher Einzigartigkeit”, gleicht aufs Haar dem Vorgehen Carrels bei “der Vereinheitlichung aller Fähigkeiten und ihrer Koordination auf einen einzigen Glauben hin” – der “Über-Wissenschaft”. Qutb folgt Carrel auch darin, dass der Glaube keines wissenschaftlichen Beweises zugänglich und bedürftig sei, da er von Gott stamme und menschliche Vernunft grundsätzlich nicht an diesen heranreiche. Qutb sieht in den Naturwissenschaften geradezu einen Beleg für den universellen Zusammenhang von allem mit allem und für den göttlichen Willen, der Natur klare, dem Menschen dienende Gesetze zu verleihen. Mit den Sozialwissenschaften, die das Bild vom “ganzen Menschen” oder der “menschlichen Natur” historisch und sozial laufend differenzieren, können dagegen beide wenig anfangen.
Jede Art von Differenzierung oder Historisierung, Skepsis oder Agnostizismus stellt die Vorstellung von ganzheitlichen und obendrein gottgegebenen Weltentwürfen infrage. “Die islamische Methode” Qutbs schmiegt sich eng an “die neue Wissenschaft” Carrels an, der von dieser verlangte, sie müsse “vollständig und dabei einfach genug” sein, “dass sie unserem praktischen Handeln als Grundlage dienen kann”. Was die Einfachheit betrifft, so überbot der französische Mediziner den ägyptischen Koran-Interpreten: Carrel wollte nicht nur Mord und Diebstahl, sondern auch “Neid, Geiz, Hochmut und Ehebruch verbieten”.
Die seltsamen Lehren des Doktor Carrel
Für westliche Kommentatoren ist Qutb die Verkörperung des islamischen Fanatismus. “Urvater der militanten arabischen Islamisten” nennt ihn der langjährige Nahost-Korrespondent der NZZ, Arnold Hottinger, einen “Vordenker von al-Qaida” gar der linksliberale New Yorker Publizist Paul Berman, während er für den Nestor der angelsächsischen Orientalisten, Bernard Lewis, schlicht ein “Terrorist” ist. Dabei erweist sich, dass Qutbs Koran-Interpretation bis ins Innerste vom biologisch-christlichen Ganzheitsdenken Carrels geprägt wurde. Beide sind in dem präzisen Sinne fundamentalistisch, als sie die Sicht auf das Ganze beanspruchen und zur Schrift zurückkehren wollen und darin die Grundlagen für die Erneuerung “des ganzen Menschen” sehen.
Holistisches Denken, das meint den Versuch, alles in einem Ganzen, einem umfassenden System aufgehen zu lassen, gehört – selbstverständlich weit über Carrel hinaus – zum festen Bestand der europäischen Philosophie. Ibrahim M. Abu-Rabi hat darauf hingewiesen, wie nahe Qutbs Darstellung des Verhältnisses der Religion zum Staat jener Hegels steht. “Im allgemeinen”, schreibt Hegel, “ist die Religion und die Grundlage des Staates eins und dasselbe; sie sind an und für sich identisch”, so wie “Religion und Philosophie in eins zusammenfallen”, weil beide als Manifestationen des absoluten Geistes immer auf das Ganze zielen.
Qutb folgt Carrel darin, “die menschliche Natur” zur Voraussetzung und zum Maßstab von allem Denken und Handeln zu machen. Weil “die menschliche Natur” gleichzeitig als von Gott verliehen unterstellt wird, immunisieren beide “die menschliche Natur” gegen Kritik, denn Gott antwortet ebenso wenig auf Nachfragen wie “die” Natur auf Einwände. Den Kern von Qutbs vermeintlich orientalischem Islamismus bildet ein naturalistischer Fehlschluss, der in der europäischen Philosophie tief verankert ist. Alle philosophischen Versuche seit der Antike, “Gutsein” oder “Bösesein” im ethisch-moralischen Sinne auf natürliche beziehungsweise naturgegebene Eigenschaften zurückzuführen, beruhen auf solchen naturalistischen Fehlschlüssen. So schreibt Carrel: “Es ist das Ziel des Lebens, die Gesetze des Lebens zu befolgen. Diese Gesetze lesen wir aus unserem Körper und unserer Seele ab und nicht aus philosophischen Systemen und Konzeptionen.” Damit werden ethische Normen (“Gesetze des Lebens”) direkt aus biologischen Tatsachen und psychologischen Diagnosen abgeleitet. Das heißt, in Qutbs Sprache übersetzt, es kann keine menschliche Freiheit, also auch keine freie, vielgestaltige Gesellschaft, geben, sondern nur Gehorsam vor dem Gesetz Gottes.
Die islamischen Bewegung, die sich infolge des Sechstagekrieges von 1967 schnell radikalisierte, erhob Qutb nach seinem Tod zum Märtyrer; seine Werke werden in der ganzen muslimischen Welt eifrig studiert.
Zur Rezeptionsgeschichte von Carrels Schriften im Westen gehört, dass sein Buch vom Menschen – ohne Vorwort, aber sonst unverändert – noch bis zum Ende der fünfziger Jahre vom Münchner Verlag Paul List vertrieben wurde. Nicht einmal das emphatische Lob für die “energischen Maßnahmen” der Nazis “gegen die Vermehrung der Minderwertigen, Geisteskranken und Verbrecherischen” war getilgt. Bei Gelegenheitskriminellen empfahl Carrel “heilsame Lektionen mit der Peitsche”, für Mörder, Räuber und Kindesentführer “kleine Anstalten für schmerzlose Tötung, wo es die dazu geeigneten Gase gibt”. Das alles blieb noch 1957 (inzwischen hatte die Auflage das 45. Tausend erreicht) kommentarlos stehen. Carrels Schwadronieren über “entartete Majorität”, “Kinder aussondern” oder “Individuen ausmerzen” störte im Adenauer-Staat offenbar ebenso wenig wie seine Polemik gegen “Frauenrechtlerei” und sein Plädoyer dafür, Kindern “die moralischen Gewohnheiten” nach der Methode von “Tierdressuren” beizubringen. Der Verlag warb mit dem Slogan “Das grundlegende Werk des Nobelpreisträgers” weiter für ein rassistisches Pamphlet, in dem von “Rassen” nur aus “Gründen psychologischer Natur” (Carrel) wenig die Rede ist.
Zwar beschloss 1996 die medizinische Fakultät der Universität Lyon, die bislang den Namen “Alexis Carrel” getragen hatte, sich umzubenennen, doch noch drei Jahre später erhielt in Münster ein junger Zahnarzt den Doktorgrad der ehrwürdigen Westfälischen Wilhelms-Universität für eine Dissertation, in der er die “freiwillige Eugenik” des frommen Mediziners so verharmloste: “Gegenüber Schwerverbrechern vertritt Alexis Carrel die Meinung, diese in humaner und wirtschaftlicher Art einer schmerzlosen Tötung zu übereignen.” Kein Wort darüber, dass sich Carrel als “Werkzeug von Gottes Gnade” verstand und seinem dubiosen “Endziel, dem normalen Menschen zu seinem Recht zu verhelfen”, Vernunft und Ethik opferte.
Gewiss nur eine bizarre Episode aus der oft genug bizarren Welt des akademischen Lebens. Und dennoch ein Fall, der zeigt, wie lebendig Carrels fatales Denken auch im Okzident immer noch ist.
Die seltsamen Lehren des Doktor Carrel
Der Autor ist Historiker und lebt in Frankfurt am Main
Ajaran aneh Dokter Carrel
Bagaimana seorang dokter Katolik dari Perancis menjadi pelopor Islam radikal
Oleh Rudolf Walther
31 Juli 2003 Sumber: (c) DIE ZEIT 31.07.2003 Nr.32
DARI TIME NOMOR 32/2003
Ajaran aneh Dokter Carrel
Dokter Prancis Alexis Carrel menerima Hadiah Nobel pada tahun 1912.
Tetapi yang lebih penting daripada penelitian medisnya adalah filsafat elitis kehidupan Carrel Katolik konservatif – terutama untuk Sayyid Qutb.
Guru sekolah dan penulis Mesir, yang menulis komentar multi-volume tentang Alquran dan dibunuh oleh rezim Nasser pada tahun 1966, dianggap oleh banyak orang sebagai bapak spiritual pejuang Al-Qaeda dan citra fanatik Islam.
Carrel dan Qutb – kasus ekstrem yang sekali lagi menunjukkan apa yang sudah diketahui Goethe: “Orient dan Occident tidak lagi dapat dipisahkan.” Tidak baik atau buruk
Biografi kedua lelaki itu tidak bisa lebih berbeda – satu berasal dari desa Mesir dan berakhir sebagai kerusuhan di tiang gantungan, yang lain, seorang Prancis, berkarir di Amerika Serikat dan 1912 Hadiah Nobel untuk Kedokteran. Mereka tidak pernah bertemu, inspektur sekolah dan kritikus sastra Sajjid Qutb, yang dianggap oleh banyak orang sebagai bapak Islamisme radikal, dan dokter Katolik yang ketat Alexis Carrel – namun mereka berdua menghubungkan jalan spiritual yang mengarah pada kengerian masa kini.
Qutb (diucapkan: Kutub) lahir pada tahun 1906 di desa Muscha di Mesir Tengah, belajar di Kairo dan bergabung pada tahun 1933 selama 15 tahun sebagai inspektur sekolah dalam pelayanan Kementerian Pendidikan. Selain itu, ia bekerja sebagai jurnalis dan kritikus sastra. Dari 1948 ia menghabiskan tiga tahun di AS, menemukan Islam untuk dirinya sendiri dan berkata setelah kembali, “Saya lahir pada tahun 1951.” Ia bergabung dengan Ikhwanul Muslimin (al-Ikhwan al-Muslimun), didirikan pada tahun 1928 oleh Hassan al-Banna, dan dengan cepat menjadi kepala propaganda mereka.
Ikhwanul Muslimin tidak melihat diri mereka sebagai partai politik tetapi sebagai organisasi keagamaan dan amal. Pada tanggal 23 Juni 1952, Kolonel Gschamal Abdel Nasser dan “Komite Pejabat Bebas” menggulingkan rezim Raja Faruk yang korup. Pertama, Ikhwanul Muslimin bersekutu dengan Petugas Bebas, tetapi setelah Nasser sudah melarang semua partai dan mendirikan partai negara pada Januari 1953, Ikhwanul Muslimin dianiaya tanpa belas kasihan (meskipun sepertiga dari petugas itu sendiri milik mereka). Pada bulan Desember 1954, Nasser memerintahkan tujuh Ikhwanul Muslimin digantung, dan setengah tahun kemudian, Qutb dijatuhi hukuman 25 tahun kerja paksa. Kecuali untuk beberapa bulan di mana ia dibebaskan sementara, ia menghabiskan sisa hidupnya di penjara. Pada 29 Agustus 1966, ia meninggal, disiksa, setelah klausul pengadilan singkat, di tiang gantungan.
___
Di sisi lain, Alexis Carrel, lahir di Lyons pada tahun 1873, meninggal dengan tenang dan cukup makan dengan sakramen pada 5 November 1944, di tempat tidurnya di Paris. Dia, setelah bertahun-tahun belajar dengan para Jesuit dan studi kedokteran di Lyon, akan memulai karir yang cemerlang ketika, setelah kunjungan ke Lourdes pada bulan Mei 1902, dia secara terbuka membela penyembuhan ajaib seorang gadis yang sakit parah. Keajaiban yang telah dikonversi oleh Carrel: “Keinginan terbesar saya dan tujuan akhir dari upaya saya adalah untuk percaya, untuk percaya secara mendalam dan membabi buta dan tidak pernah mendiskusikan atau mengkritik lagi.”
1902 juga merupakan tahun utama dalam sejarah Prancis baru-baru ini – awal masa jabatan Perdana Menteri radikal-demokratis Émile Combes (WAKTU No. 51/02). Salah satu tujuannya adalah untuk memisahkan gereja dan negara dari satu sama lain. Lawannya segera menyesuaikan dia dengan Antikristus. Karena itu, dalam suasana hati yang memanas untuk perselingkuhan Dreyfus dan pertikaian sengit antara Gereja Katolik dan negara, para klerus dan sekularis, Carrel harus menarik banyak perhatian dengan pembelaannya akan penyembuhan ajaib. Peluang nyata untuk menjadi kepala Klinik Psikiatri Negara Bagian Lyon hancur semalaman.
Carrel pergi ke Kanada, dari sana melalui Chicago ke New York, di mana ia meneliti di Institut Penelitian Medis Rockefeller. Untuk pekerjaan inovatifnya di bidang bedah vaskular pada tahun 1912 ia menerima Hadiah Nobel. Pada awal perang ia kembali ke Prancis dan berpartisipasi dalam pengembangan metode baru perawatan luka untuk mencegah infeksi dan amputasi.
Kembali di AS , ia menulis buku kehidupan-filosofis, Man. Makhluk yang tidak dikenal, yang muncul pada tahun 1935 dan, diterjemahkan ke dalam 19 bahasa, akan menjadi buku terlaris dunia dengan total sirkulasi satu juta kopi. Bab terakhir dari karya ini adalah tentang “pemulihan manusia,” di mana “eugenika sukarela” memainkan peran penting. Karena dengan itu “biarkan perkembangbiakan orang-orang yang sakit jiwa dan bodoh” ditekan, tugas yang solusinya diputuskan oleh “nasib bangsa kulit putih”. Oleh karena itu tidak mengherankan bahwa Carrel, dalam kata pengantar edisi AS 1939, memuji “iman” pemuda Jerman dan Italia, yang sekali lagi siap untuk “mengorbankan diri demi cita-cita.”
Ajaran aneh Dokter Carrel
Pada awal Perang Dunia Kedua , dia kembali ke rumah lagi; Di Vichy Prancis pada tahun 1941, Marshal Pétain mengangkatnya sebagai kepala Yayasan Studi Masalah Manusia (dilengkapi dengan 40 juta franc dan 150 karyawan). Dalam visi seorang ilmuwan medis yang sangat asketik, lembaga penelitian membentuk “biara ilmiah” di mana “dasar ilmiah kehidupan mistis” harus dipelajari dan “antitesis sains dan agama” harus diatasi. Bagi Carrel, kapitalisme, fasisme, sosialisme, dan komunisme semuanya termasuk dalam “masa obskurantisme.” Dia ingin mengganti demokrasi dengan “biokrasi” yang seharusnya mengembalikan kapasitas fisik, intelektual dan spiritual manusia – “kepada manusia dalam totalitasnya”.
Carrel sudah lama mati ketika Qutb, pada 1950-an, berada di penjara Mesir, menulis komentar Alquran yang luas, dan pada akhirnya 4040 halaman. Lebih penting daripada karya monumental. Dalam Bayangan Alquran/FiZilal Quran itu sendiri adalah kondensatnya, yang muncul pada tahun 1964 dengan judul Wegzeichen dan setelah kematian Qutb mengalami beberapa edisi baru. Buku ini memungkinkan banyak bacaan, Muslim religius dapat berhubungan dengan itu serta teroris agama. Wegzeichen adalah risalah teologis radikal, secara politis mudah dieksploitasi.
Seperti Carrel dalam tulisannya, Qutb juga membuat diagnosis hitam untuk Modernisme: “Kemanusiaan berada di ujung jurang di zaman kita,” bukan karena bencana atom, ekologi atau sosial yang akan datang, tetapi “karena ia telah kehilangan nilainya.” . Bagi Qutb, dunia berada dalam keadaan “barbarisme” (jahiliyyah), sejak masa itu sebelum Tuhan mengungkapkan kepada manusia Islam dan utopia “komunitas Muslim”. Qutb adalah bagian dari tradisi panjang kritik Islam radikal yang secara de facto memiliki konsekuensi anarkis. Karena “biadab” adalah masyarakat mana pun di mana orang lain memerintah selain Allah dan “hukum” -nya (Syariah). Sheikh Sibiki dari Universitas Kairo al-Azhar menegur “gaya pemberontakan” Qutb pada tahun 1967 dan mengutuk tesisnya sebagai bid’ah.
Tetapi Qutb memahami Islam bukan sebagai doktrin teologis, tetapi sebagai alam semesta yang merangkul semuanya – sebagai “hukum dan tatanan sosial” – yang didominasi hingga detail terakhir oleh “kedaulatan” absolut (hakimiyyah) Tuhan. Di dunia utopis ini, kehidupan duniawi menjadi ilahi. Berbeda dengan agama Kristen baru-baru ini, yang melihat Qutb disibukkan dengan “skizofrenia yang berbahaya” karena ia memisahkan agama dan pengetahuan, gereja dan politik, para imam dan umat awam, baginya Alquran tetap merupakan wahyu mutlak, setiap pemisahan dari “pengetahuan dingin” dan tindakan dan “memberikan jawaban yang jelas untuk situasi nyata”: “sistem untuk kehidupan manusia sehari-hari dalam semua aspeknya”.
Bagi Carrel, peradaban Barat bertentangan dengan kodrat manusia
Tanda-tandanya adalah tentang bagaimana memulihkan “komunitas Muslim”. Bagi Qutb, ini hanya ada dalam waktu singkat ketika Nabi dan empat khalifah pertama dari 622 hingga 661 di Madinah mengutip “komunitas tertinggi dan paling murni”, yang ditentukan semata-mata oleh “semua cinta yang saling mencakup.” Mereka perlu “jarang menggunakan hukuman dan hukum yang ditentukan oleh Tuhan.” Karena “kendali tindakan datang dari dalam, keluar dari hati nurani, seseorang hanya ingin menyenangkan Tuhan dan menerima hadiahnya.” Jalan menuju tujuan itu, menurut Qutb, adalah semata-mata untuk kembali ke keyakinan semula. Komunitas yang akan didirikan bukanlah bangsa, bangsa, atau negara, melainkan entitas universal dan kesatuan yang tak terpisahkan dari para penguasa dan penguasa, hidup dan bekerja bersama secara harmonis di bawah “hukum ilahi” dan hanya mematuhi “Tuhan”.
Pada awalnya, hanya sedikit yang mengambil jalan ini – “avant-garde” (jamaah) atau “gerakan Islam” (harakah al-islamiyyah), seperti yang disebut Qutb. Tetapi dia yakin bahwa “khotbah dan khotbah” mereka akan segera membuahkan hasil: “Tiga berubah menjadi sepuluh, sepuluh ratus, seratus ribu … dan itulah bagaimana komunitas Muslim dibentuk dan dikonsolidasikan.”
Mereka adalah “garda depan dari kebangkitan Islam”, yang dipercayai oleh Quthb dan untuk aktivitasnya ia menggunakan istilah aneka “perjuangan” (jihad) . Sebuah kata yang mencakup segala sesuatu mulai dari perjuangan batin melawan hasrat dan ambisi hingga perjuangan melawan ketidakadilan sosial dan kepentingan nasional hingga pemberontakan melawan “perampas kekuasaan” – bagian-bagian yang memukau, yang kemudian akan dilegitimasi oleh kelompok Islam sebagai legitimasi untuk teror mereka. . Sebaliknya, Qutb (“kami adalah pengkhotbah dan bukan hakim”) mengandalkan Islam, yang ia pahami sebagai “kekuatan emansipatoris yang luar biasa.” Baginya, “perjuangan” yang tidak termasuk dalam lima rukun Islam (akidah, sholat, puasa, sedekah, ziarah) adalah “tindakan pengabdian tertinggi” dan bagian dari rencana pendidikan spiritual. Namun, tidak ada praktik penargetan : “Iman” (aqidah) dan “Gerakan Islam”, yang dipimpin oleh “avant-garde”, memperjuangkan “Tuhan dan hanya Tuhan” (Qutb) dan bukan untuk rakyat atau negara – dan tentu saja tidak dengan teror.
Kesamaan luar antara Carrel dan Qutb jelas: Elit Qutb di “biara ilmiah” dari profesi medis adalah “avant-garde”, dan “kelas biologis” karambel Qutb adalah “kelas iman.” Apakah “peradaban barat” (Carrel) atau “barbarisme” (Qutb) – keduanya “tidak sesuai untuk kita” karena mereka bertentangan dengan “sifat sejati kita” (Carrel) atau “sifat baik dan sehat” Qutb. Dalam tujuan untuk mendamaikan pengetahuan dan kepercayaan, keduanya sepenuhnya sepakat.
Tidak ada penulis yang mengutip Qutb sesering Carrel
Namun, kedekatan yang krusial lebih dalam. Tidak ada penulis, kecuali Alquran, yang mengutip Qutb sesering dan seluas Carrel. Apa yang membuat Qutb terpesona tentang Carrel dan apa yang ia ambil darinya dalam studinya dan menyesuaikan dengan tujuannya adalah, seperti cendekiawan Islam Ibrahim M. Abu-Rabi, yang mengajar di AS pada tahun 1996 dalam bukunya Intellectual Origins of Islamic Resurgence , pertama-tama citranya tentang manusia “Dia lebih percaya pada Alquran”. Dan kedua, Qutb mengikuti metode Carrel. Dokter yang saleh itu mengeluh bahwa “manusia, keseluruhan ini,” makhluk unik dan kompleks ini, terpecah-pecah dalam realitas sosial dan sains. Segala sesuatu dari ilmu pengetahuan modern, dari Darwin hingga Freud, hancur dalam semangat dan materi. Dan fokus eksklusif pada sifat material manusia menyebabkan sisi rohaninya ditekan.
Menurut Carrel, persatuan dan harmoni asli mereka hanya dapat ditemukan jika mereka bersedia “membangun kembali” dunia sesuai dengan hukum kehidupan dan Injil. Paradoks bahwa manusia adalah “hamba Tuhan” dan pada saat yang sama bebas untuk Carrel, karena sifat manusia, yang berfungsi sebagai standar tertinggi, selalu dianggap sebagai pemberian Tuhan. Untuk maju ke “realitas total”, “sistem filosofis harus ditinggalkan” dan digantikan oleh “konsep ilmiah” – Carrel berarti teori-teori berbasis biologis dan teologis. Tentang “pengetahuan universal” untuk mendesain seperti itu, menurut Carrel hanya memiliki “kelompok kecil orang”: avant-garde, elit.
Apa yang disebut Qutb “metode Islam,” integrasi pendidikan, etika, ekonomi, dan politik ke dalam sistem holistik “keunikan ilahi,” sejajar dengan pendekatan Carrel untuk “menyatukan semua fakultas dan mengoordinasikannya pada satu keyakinan.” “over-science”. Qutb juga mengikuti Carrel dengan keyakinan bahwa iman tidak dapat diakses dan membutuhkan bukti ilmiah, karena itu berasal dari Allah dan akal manusia pada prinsipnya tidak mencapainya. Dalam sains, Qutb melihat bukti untuk koneksi universal antara segala sesuatu dan segala sesuatu dan untuk kehendak ilahi untuk memberikan hukum alam yang jelas yang melayani kemanusiaan. Di sisi lain, ilmu-ilmu sosial, yang secara historis dan sosial membedakan citra “manusia seutuhnya” atau “sifat manusia”, tidak dapat berbuat banyak untuk keduanya.
Segala jenis diferensiasi atau historisisasi, skeptisisme, atau agnostisisme mempertanyakan gagasan desain dunia yang holistik dan diberikan Tuhan. “Metode Islam” Qutb sangat sesuai dengan “ilmu baru” Carrels, yang mengharuskannya “lengkap dan cukup sederhana untuk dijadikan dasar bagi tindakan praktis kita.” Sejauh menyangkut kesederhanaan, dokter Prancis itu mengalahkan penerjemah Al-Quran Mesir: Carrel ingin tidak hanya pembunuhan dan pencurian, tetapi juga “larangan iri hati, kekikiran, kesombongan, dan perzinahan”.
Bagi komentator Barat, Qutb adalah perwujudan fanatisme Islam. “Nenek moyang militan Islamis Arab” memanggilnya koresponden NZZ di Timur Tengah sejak lama , Arnold Hottinger, seorang “pemimpin pemikiran al-Qaeda” bahkan wartawan liberal New York Paul Berman, sementara ia hanya untuk Nestor of Anglo-Saxon Orientalists, Bernard Lewis seorang “teroris” adalah. Ternyata interpretasi Alquran Qutb diciptakan untuk inti keutuhan biologis-Kristen Carrel. Keduanya fundamentalis dalam arti yang tepat, ketika mereka berusaha untuk mengklaim pandangan keseluruhan dan kembali ke Kitab Suci, melihat di dalamnya fondasi untuk pembaruan “seluruh manusia.”
Pemikiran holistik, yang berarti upaya untuk mengintegrasikan segala sesuatu dalam satu kesatuan, ke dalam sistem yang komprehensif, – tentu saja, jauh melampaui Carrel – perlengkapan filosofi Eropa yang kokoh. Ibrahim M. Abu-Rabi telah menunjukkan seberapa dekat kisah Qutb tentang hubungan agama dengan keadaan Hegel. “Secara umum,” tulis Hegel, “agama dan fondasi negara adalah satu dan sama, mereka dalam dan dari dirinya sendiri identik,” sebagai “agama dan filsafat bertepatan dalam satu,” karena keduanya selalu merupakan manifestasi dari Roh Absolut bertujuan semuanya.
Qutb mengikuti Carrel dalam menjadikan “sifat manusia” sebagai anggapan dan ukuran dari semua pikiran dan tindakan. Karena “sifat manusia” secara simultan dianggap sebagai pemberian Tuhan, keduanya “mengimunisasi sifat manusia” melawan kritik, karena Tuhan tidak menanggapi tuntutan seperti “alam” terhadap keberatan. Inti dari Qutb yang diduga adalah Islamisme oriental adalah kekeliruan naturalistik yang mengakar dalam filsafat Eropa. Semua upaya filosofis sejak jaman dahulu, “menjadi baik” atau “menjadi jahat” dalam arti etis-moral untuk sifat alami atau alami karena, berdasarkan pada fallacy naturalistik tersebut. Seperti yang ditulis Carrel, “Adalah tujuan hidup untuk mematuhi hukum-hukum kehidupan, dan kita membaca hukum-hukum ini dari tubuh kita dan jiwa kita, bukan sistem dan konsepsi filosofis.” Dengan demikian, norma etis (“hukum kehidupan”) diturunkan langsung dari fakta biologis dan diagnosis psikologis. Artinya, diterjemahkan ke dalam bahasa Qutb, tidak ada kebebasan manusia, dan karenanya tidak ada masyarakat yang bebas dan beraneka ragam, tetapi hanya kepatuhan pada hukum Allah.
Gerakan Islam, yang dengan cepat diradikalisasi sebagai akibat Perang Enam Hari 1967, menjadikan Qutb seorang martir setelah kematiannya; Karya-karyanya dengan penuh semangat dipelajari di seluruh dunia Muslim.
Sejarah penerimaan tulisan-tulisan Carrel di Barat mencakup bahwa bukunya didistribusikan oleh orang-orang – tanpa kata pengantar, tetapi sebaliknya tidak berubah – sampai akhir tahun lima puluhan oleh penerbit Paul Munich, Paul List. Bahkan pujian tegas untuk “langkah-langkah energetik” dari Nazi “terhadap proliferasi yang lebih rendah, gila, dan kriminal” telah dihapuskan. Untuk para penjahat sesekali, Carrel merekomendasikan “pelajaran bermanfaat dengan cambuk,” untuk pembunuh, perampok, dan penculik “lembaga kecil untuk pembunuhan tanpa rasa sakit di mana ada gas yang sesuai.” Semua ini tetap pada tahun 1957 (sekarang sirkulasi telah mencapai 45 ribu) tanpa komentar. Retorika Carrel tentang “mayoritas yang merosot”, “memilih anak-anak” atau “membasmi individu-individu” tampaknya tidak mengganggu negara Adenauer seperti halnya polemiknya melawan “hak-hak perempuan” dan permohonannya untuk “kebiasaan moral” anak-anak menurut metode “pelatihan hewan”. mengajar. Penerbit itu terus mengkampanyekan pamflet rasis dengan slogan “Karya Dasar Peraih Hadiah Nobel”, di mana “ras” hanya dibicarakan karena “alasan psikologis” (Carrel).
Meskipun pada tahun 1996 fakultas kedokteran dari Universitas Lyon, yang sampai saat itu memakai nama “Alexis Carrel” memutuskan untuk mengganti nama sendiri, masih tiga tahun kemudian di Münster seorang dokter gigi muda menerima gelar doktor dari Westfälische Wilhelms-Universität yang terhormat untuk disertasi di mana ia “Eugenika sukarela” dari dokter yang sesat itu begitu diremehkan: “Terhadap penjahat serius, Alexis Carrel berpendapat bahwa ia harus menyerahkannya dengan cara yang manusiawi dan ekonomis kepada pembunuhan tanpa rasa sakit.” Tidak ada kata bahwa Carrel memahami dirinya sebagai “alat rahmat Tuhan” dan mengorbankan akal dan etika untuk “tujuan akhir yang meragukan dari membantu orang biasa untuk hak-hak mereka.”
Tentu saja hanya episode aneh dari dunia akademik yang sering kali aneh. Namun sebuah kasus yang menunjukkan betapa hidup pemikiran fatal Carrel masih ada di Barat.
Ajaran aneh Dokter Carrel
Penulis adalah seorang sejarawan dan tinggal di Frankfurt am Main